2006-08-29

Fragen

“...und ich möchte Sie, so gut ich es kann, bitten,
Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen
und zu versuchen, die Fragen selbst lieb zuhaben
wie verschlossene Stuben und wie Bücher,
die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind.
Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten,
die Ihnen nicht gegeben werden können,
weil Sie sie nicht leben könnten.
Und es handelt sich darum, alles zu leben.
Leben Sie jetzt die Fragen.
Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken,
eines fernen Tages in die Antwort hinein.”

Rainer Maria Rilke
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Hat mir eine wunderbare Frau geschenkt.
Kann man Geduld also erlernen?

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ja, da schimmert sie wieder auf, Rilkes Angst mit einer rudimentären Seele serben zu müssen. So fühlen/denken sie eben, die Verwundeten (ob mit oder ohne Schusswunde). :-) Vielleicht kann man es ja auch etwas zuversichtlicher Formulieren:
Die Quelle habe ich leider nicht mehr parat.

Ich werde kein ungelebtes Leben sterben.
Ich werde nicht in Angst davor leben, zu fallen oder Feuer zu fangen.
Ich will meinen Tagen innewohnen, meiner Lebendigkeit erlauben, mich zu öffnen, mich zugänglich zu machen, weniger ängstlich.

Ich will meine eigene Bedeutung aufs Spiel setzten. Ich will so leben, dass das, was als Samen zu mir kommt, seinen Weg als Blüte weitergeht und dass das, was als Blüte zu mir kommt, als Frucht weiterzieht.

raphael hat gesagt…

natürlich kann man geduld lernen, auch wenn die lektion sehr schmerzhaft sein kann.
der text ist übrigens ein schönes geschenk.
sie muss dich gemocht haben oder mögen

reno

Anonym hat gesagt…

An Anonymous (der Erste! ;o):
Das Gedicht stammt von Dawna Markowa und handelt meines Wissens von einer Multiple Sklerose (MS) Kranken.
Gruss, Firestorm