mannomann, da hatte ich ja gestern abend die besondere gelegenheit, eine viel gelobte (na gut, auch ebenso viel zerrissene) show live anzuschauen. afrika, afrika von andré heller. nun interessiert mich zwar streng genommen wir-sind-eine-welt-musik-getue mit touristisch-folkloristischer akrobatik gar nicht so doll. aber eine sentimentale ader in mir glaubt, wer lieder wie "mein freund schnuckenack", "denn ich will", "du, du, du", "die abwesenheit", "angstlied", "es war nur liebelei", "du bist ja blind, klane" und all diese anderen wunderbaren, aufrichtig kitschigen verzweiflungs-chansons geschaffen hat, der kann nicht durch und durch schlecht sein und wird sich auch bei einem "afrika, afrika"-spektakel was gedacht haben. mit klischees hatte der majestro schließlich noch nie ein problem.
tja. gut möglich. erfahren werd ich das wohl nun nie. nämlich war ich gestern auf besagtem fest mit zutritt zu besagter show. - und hab angesichts der menschenmassen umgehend die krise gekriegt.
herr heller, bei allem respekt: ich quetsche mich doch nicht, um ihnen zu huldigen, in einen sauerstoff-freien raum zwischen stinkende, schmierige, kulturlose menschen, die ich nicht mal leiden kann! die über die rundungen der schwarzen mädchen gierige blicke vergiessen und den schwarzen mann interessant finden, weil er in ein originelles ethno-kostüm gewandet ist und immerzu so freundlich lacht.
jedenfalls hab ich umdisponiert, die show show sein lassen und marokkanische vorspeisen gegessen. das war nicht nur wegen des lukullischen genusses und der ruhe angenehm, die in der nahen sitzecke herrschte. sondern auch, weil die standbetreiber (nicht explizit marokkanischer herkunft und ohne zurschaugestellte traditions-bekleidung) sich herrlich öffentlich darüber zankten, wer von ihnen denn nun vergeigt hat, dass die vorspeisen ganz offensichtlich niemals über den ganzen abend ausreichen würden. erfrischend! hier bin ich mensch, hier darf ichs sein! mit zwei rotwein war der abend dann gerettet und ich bin nach hause gefahren - ohne afrika, afrika gesehen zu haben.
puh, das sind so abende, da überkommt mich eine menschenverdrossenheit sondersgleichen...
werde wieder tage brauchen, um mich mit der welt zu versöhnen.
5 Kommentare:
Mit zwei Rotwein nach Hause gefahren? Heller rechtfertigt kein präsuizidales Verhalten oder die Gefährdung anderer. Das wäre nur dann zu rechtfertigen gewesen, wenn während der Show noch ein kleines gelbes Entchen mit holländischem Akzent aufgetreten wäre und Herrman van Veen sanft in die afrikanischen Rhythmen eingestimmt hätte.
hi stefanie...
schade dasss aus deinem entspannten abend nichts geworden ist.
diesen text habe ich schon geträumt und es ist eine der situationen, die mir sagen dass es wirklich keinen zufall gibt.
danke dass du bist
nicht mehr ganz so niedergeschlagen
renaldo
(man könnte gerade meinen, da schreibt ein ehemaliger polizist.)
wieso suizidalität einer rechtfertigung bedarf, ist mir prinzipiell unklar. aber was die gefährdung anderer angeht: es waren eigentlich nur ein 0,175 l rotwein und ein mit wasser verdünnter rosé (also etwa 0,08 l wein). das macht zusammen etwa 0,25l wein und dürfte im zeitraum von zwei Stunden die promillegrenze noch einhalten, monsieur le commissaire. ich fand es dem erzählfluss nicht angemessen, so ins detail zu gehen. - aber dafür sind ja kommentare da.
was den grad des grotesken angeht: okay, von "warum bin ich so fröhlich" bin ich zwar verschont geblieben, aber es stand ein lebensgroßer plastik-humphrey-bogart mit trenchcoat und gezogener knarre gegenüber eines klaviers, an dem ein schwarzer mann mit ethno-häubchen "as time goes by" klimperte. ehrlich, selbst whiskey wäre angemessen gewesen.
- und du, renaldo, hast geträumt,ich schreibe, dass das fest oll war? hätteste mich nicht warnen können? ;-)
Casablanca spielt nun mal in Afrika und der Pianist war ja auch schwarz. So musst das eben sein. :-)
hab ich dir von meinen träumen erzählt?
ich habe träume die ich erinnere wenn ich wach werde, die ich aber nicht einordnen kann... nach kurzer zeit verbblassen sie.
deinen blogeintrag hab ich schon gesehen, ein deja-vsozusagen, und es sind meist wichtige begebenheiten, die mich stark berühren, von denen ich träume.
kann aber noch keinen zusammenhang sehen warum mich ein verpatzter andre heller abend berühren sollte... ;)
...
das wort ist der schlüssel, den ich suche, ein wort das mir neue perspektiven öffnen kann, es steht für reden im allgemeinen, und es wird der startpunkt sein für eine neue periode der sprache und des seins. soviel ist mir klar und ich muss es sprechen... natürlich ich der ehemalige schweiger muss immer noch reden lernen.
nachdenklich im moment
renaldo
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