2015-10-01

dem unwissenden finder

über mich
gestolpert
kurz taxiert

im vorübergehen
gestreichelt
kätzchen, explosiv

geschnurrt
gehadert
gekratzt
geschmiegt

vertraut verweilt
ein weilchen nur
nun sitzt es verlassen
leckt sich das pfötchen, maunzt





2015-09-26

von gewicht

mit steineschleppen erkämpfe ich
mir leichtigkeit
kieselhüpfend am seenspiegel
kaltwärts schritt für schritt hand in hand

drifte ab ins seichte und erschrecke:
zu schwerelos
zu flüchtig der moment

im fremden raum
das ich nur mehr ein zufall
im gegenüber
zur skizze verblasst

flüchte ich in mein zimmer
spieglein spiegeln
finde wieder boden
und gewicht


2011-03-02

falle

der scham entrückt
das ich geschüttelt
noch nie so nackt

der leib zerrissen
die kehle verdorrt
zerfasert das herz
so feige nie

verkantet in qual
in furcht verchromt
verzweifeltes zittern

der marter raum ist grenzenlos und eng
der wille kriecht am linoleumboden
überwältigt entführt gepeinigt
ohrenbetäubende übermächtige ohnmacht

2009-11-15

erholung

sie trieb so dahin
in den wellen des glücks

setzte zögernd
ihre füße ins kühle laub
verlernte die furcht vor der dunkelheit

die monde vergingen
und zwischen den zärtlichen ästen
entglitt ihr die poesie in den stillen see

2008-10-05

frau auf dem hügel

im zeitenzerfledderten aschehaar jaulen die stürme
die irden schwere luft hebt sich um dich empor
noch ist der moment nicht gekommen, francesca
die faust in die kälte zu öffnen den segen zu sprechen

mit nacktem fuße tratest du auf hart gedörrten schlamm
es streckte sich das dorngestrüpp nach deinen knöcheln
noch war da der weg nicht vollendet, francesca
die stille in schranken zu treiben den kies zu schleifen

nun stehst du fest, frau auf dem hügel, und es windet sich der tag
noch klammert sich das laub doch wird es fallen
wie jener dich noch halten und dir folgen will
die farben beten dich an, francesca, schwarzbeeren vor rostrotem rauschen